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BMX-Freestyle Weltmeisterschaft 2000

Köln, 28.06. - 02.07.2000


Freitag, 30.06.2000, später Vormittag. Sachen zusammensuchen und ins Auto packen. Bloß nicht die Kamera vergessen! Und das Rad? Hm. Da kommt man ja eh nicht zum fahren und bevor dann irgendwann noch zwei da sind... Ach Scheiß, kommts halt mit. Also alles rein in die Karre und ab nach Chemnitz, meinen Reisebegleiter abholen, der gerade noch seine letzte Prüfung absolviert. 11:30 ist verabredet. Etwas verspätet da, Ronny ist schon abmarschbereit. Bissel um- und neu eingeräumt und wir können los.
Schnell noch Verpflegung fürs Wochenende aus dem Supermarkt besorgt und schon sind wir auf der Autobahn. Geht alles ganz gut zum Freitag, nur kann Ronny keine Karte lesen... Irgendwann um halb sieben abends sind wir dann am Platze. Köllefornia. Kaum ausgestiegen, begegnet uns schon PlanetBMX's Henning, die Chemnitzer sind auch nicht weit.
Erstmal die Lage gepeilt, gut was los. Eine Monster-Streetfläche, daneben die Minirampenlandschaft mit einem Geländer neben der Spine (daran hat Taj Mihelich beim Best Trick x-mal einen Tailtap versucht, ist aber trotz kräftiger akustischer Unterstützung durch das Publikum jedesmal an der Rückkehr in die Rampe gescheitert). Dazu weltmeisterliche Dirthügel, die bekannte RedBull Halfpipe und die Flatlandfläche. Holzbelag. Genauer gesagt Trockenbauplatten. Extra aufgebaut, schön eben. Allerdings ungewohnt weich federnd. Ein Teil der Fläche ist im Freien, der andere unter einem fetten Zelt.
Auch der Streetparcours sieht sehr neu aus. Beim Anblick der Riesenrampen, speziell der überdimensionalen Pyramide an der Seite, frage ich mich, wer das fahren soll. Aber schließlich ist das eine WM. Wir lassen den Blick schweifen, um uns herum überall heftige Aktion. Wir beschliessen, die Schlafplatzsuche noch etwas hinauszuzögern um dem Treiben zuzusehen. Irgendwann kommt Rene vorbei und erzählt von seiner erfolgreichen Qualifikation fürs Expert-Flat-Finale. Die Frage nach dem Schlafplatz klärt sich auch, das Rheinufer sei zu empfehlen, meint er. Später versammeln sich die Flatlander im Zelt und die angereisten Japaner, nebst Alex Jumelin und Bicci Gomez heizen dem Publikum mächtig ein. Höchste Zeit die Kamera zu zücken und ein paar Aufnahmen zu machen. Viel später erst kommen die Partygänger zu ihrem Recht und das Zelt wird betanzt.
Die Feier muß wohl etwas exzessiv gewesen sein, auf jeden Fall ist der Boden am Samstagmorgen nicht mehr zu gebrauchen. Leider trifft dies auch auf das Wetter zu, denn wir werden unsanft von Regen geweckt, der auch nicht so recht weichen will. Phil Dolan und Martti Kuoppa nutzen den aalglatten Boden im Zelt trotzdem zum Fahren und die Organisatoren haben ihre liebe Mühe, die spärlichen Regenpausen sinnvoll zur Durchführung diverser Läufe zu nutzen. Gegen Nachmittag wird es jedoch wieder freundlicher und die Stimmung besser. Jeder bewegt ein bißchen sein Rad, sieht dem bunten Treiben auf den verschiedenen Teilflächen zu und vertreibt sich die Zeit. Aufgrund des besseren Wetters kann es nun auch wieder mit dem neuen Zeitplan weitergehen. Es werden erst mal die kleineren Klassen (Expert, Master) gefahren, Pro hebt man sich für den Sonntag auf. Doch auch in diesen Klassen ist einiges geboten. Vor allem im Flatland trumpfen die Ungarn auf. Sie sind mit einer recht großen Delegation fähiger Fahrer angereist und heimsen folgerichtig auch einige Platzierungen ein. Einer der ungarischen Teilnehmer ist erst 14 und bei ihm sind die Proportionen Fahrer-Fahrrad etwas ungewohnt. Nichtsdestotrotz hat er sein Sportgerät gut im Griff und zeigt einen sicheren Lauf. Unser Mann Rene ist als letzter dran und hat alle Zeit der Welt, während des Wartens richtig nervös zu werden. Als er schließlich dran ist, mißlingen ihm leider auch sonst sehr sichere Sachen und er ist von seinem Lauf doch recht enttäuscht. Später meint er dann, nächstes Jahr werde er besser fahren. Am späten Samstagnachmittag taucht auch mein persönlicher Weltmeisterkandidat, Dan Rigby, auf der Fläche auf. Da er aber für die meisten seiner Kombos ziemlich viel Platz braucht, kommt er zwischen all den anderen Aktiven nicht recht zur Entfaltung und mir gelingt keine schöne Aufnahme. Dafür legen Michael Steingräber, Martti Kuoppa, Phil Dolan und die Japaner richtig los und stellen ihre Fähigkeiten zur Schau. Hier sehe ich auch den zweiten Finnen, Kimmo Haakana, der einen sehr sicheren und wackelfreien Stil an den Tag legt. Diese Session war auf jeden Fall die eine oder andere Aufnahme wert. Wer sich jetzt fragt, warum ich nur über Flatland schreibe, dem sie gesagt, daß ich hauptsächlich deshalb hingefahren bin und von dem Rest der Geschehnisse kaum etwas mitbekommen habe.
Sonntag. Das Wetter zeigt sich schon morgens von seiner schönen Seite und verwöhnt mit Sonne. Dem reibungslosen Fortgang der Veranstaltung steht somit nichts im Wege. Und heute ist wirklich was los. Die Kunde von der Veranstaltung hat auch allerhand Schaulustige erreicht und die Trickkreationen der Pro-Klasse lassen die Zuschauer nicht unbeeindruckt. So versammeln sich richtige Menschentrauben vor der jeweils aktuellen Station, sodaß man, wenn man nicht schon eine Weile vorher da ist, das Geschehen aus den hinteren Rängen verfolgen muß.
Tajs Tailtapversuch am Geländer Wir entschliessen uns daher, an der Flatlandfläche zu verweilen, um wenigstens dort das Geschehen verfolgen zu können. Den ganzen Tag fahren die Finalteilnehmer heftig Flatland, einige so viel, daß sie bei ihrem Lauf total fertig sind (Andrew Faris). Der muß die Juroren erstmal um eine Auszeit bitten und ist auch dann nicht richtig fit, als er das zweite Mal dran ist. Leider eine Nullnummer für ihn. Die Japaner rocken das Haus und machen gute Stimmung, ebenso wie Alex Jumelin und Phil Dolan, der mit seinen zahllosen PinkySqueak-Variationen Entzücken auslöst. Bicci Gomez muß auf einem fremden Rad an den Start gehen, da sein eigenes am Samstagabend gestohlen worden ist. Beim Warmfahren kommt er noch ganz gut damit zurecht, aber in seinem Lauf bekommt er Probleme und steigt leider oft ab. Da wäre sicher mehr für ihn drin gewesen. Day Smith ist auch da, hat sich jedoch das ganze Wochenende nur ein paar Mal gezeigt und ist auch nicht sehr sicher unterwegs. Von den vier deutschen Finalteilnehmern (Kittel, Lukas, Röse, Steingräber) versteht es besonders Ullrich Kittel, die Massen zu begeistern. Wenn er fährt, kocht das Haus, das war auch schon in Coburg so. Bei Michael Steingräber kommt die Begeisterung erst auf den zweiten Blick, nachdem man verdaut hat, daß er das eben ohne Bremse fabriziert hat. Frank Lukas Wirbler ermuntern auch zu Begeisterungsrufen, nur leider gelingen ihm die Ausgänge nicht. Er macht mehrere lange Kombos sehr sicher und ganz am Ende muß er absetzen. Schade, auch für ihn wäre mehr drin gewesen. Alex Jumelin hat die schnellsten Füße und bei seinen Vorderradtricks sieht man nur noch die Konturen. Er hat auch ein paar sehr interessante Eingänge parat, jeweils mit einem Fuß auf dem Peg und dem anderen auf dem Griff, oder onefoot, mit dem Pedal in die Kniekehle geklemmt.
Martti Kuoppa wirbelt tretend Die beiden Finnen gehen es etwas langsamer an, aber auch Martti Kuoppa hat sich etwas verausgabt und bis auf sein Geweih (Cherrypicker-mit-Treten-Spin) geht bei ihm nicht viel. Kimmo Haakana dagegen ist auf den Punkt da und steigt, wie auch Phil Dolan, nur einmal ab, macht ansonsten sehr schöne Vorderradkombos mit viel Stil. Der Bestqualifizierte Dan Rigby ist nicht so gut drauf und schafft nur eine seiner guten Kombos, muß andere etwas unorthodox retten, was ihm letztlich nur den geteilten zweiten Platz beschert. Erster wird, wie schon 1996 an gleicher Stelle, Phil Dolan, ebenfalls wieder mit atemberaubenden PinkySqueaks, also dem alten Erfolgsrezept.
Mit dem Lauf von Dan Rigby ist für uns diese WM vorbei und wir bahnen uns einen Weg durch die Menschenmenge zum Auto. Unter der Zoobrücke ist jedoch alles zugeparkt und wir kommen nicht raus. Dann geben wir noch einem Kleinbus Starthilfe (schönen Gruß nach Hannover) und finden dann endlich jemanden, der sein Auto wegfährt. Wie gesagt, Ronny kann keine Karte lesen und so nehmen wir einen etwas anderen Weg zurück, aber Hauptsache angekommen.

Texter: Marko, Bilder: DSF und Marko
 
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